Wochenlang musste die kleine Mirabell bei ihren häufigen Krankenhausaufenthalten auf weiße Wände starren. Vielleicht hingen irgendwo Plakate von Bambi, der Biene Maja oder irgendeiner Disneyfigur im Spielzimmer, vielleicht gab‘s sogar Schmetterlinge mit Fensterfarben auf den Türen zum Korridor. Aber das war‘s dann schon an Farbenpracht. Ansonsten gelblich weiße Räume, gelblich weiße Gänge, weiße Metallbetten, sterile Infusionsständer, weiße Schwestern, weiße Ärzte.

Eines Tages musste sie wieder ins Krankenhaus. Und siehe da, dort erwartete sie eine Wunderwelt. An den Wänden waren Segelschiffe, die sie auf‘s Meer in ferne Länder brachten. Tiere, die Musik machten. In Zirkuszelten tummelten sich Giraffen, Esel, Löwen, Kamele, Elefanten. Leuchttürme blinkten und Vogelschwärme trugen sie in eine andere Welt hinaus. Sie war nicht mehr auf Station 3, 4 oder 5 untergebracht, sondern auf Station "Schatzinsel", "Regenbogenwald" oder "Wunderland".

Von nun an war das Thema Krankenhaus kein Schreckgespenst mehr. Sogar als erwachsene Frau erinnert sie sich noch daran, wie schön sie die Bilder damals fand.